Die Ärzteschaft erkennt gemäss dem Swiss eHealth Barometer 2025 das wachsende Verbesserungspotential durch eHealth. 80 Prozent der Ärzteschaft im Spital und 56 Prozent in der Praxis beurteilen das zukünftige Verbesserungspotential in ihrem Arbeitsumfeld dank eHealth (Telemedizin, elektronisches Patientendossier EPD, elektronische Krankengeschichte eKG etc.) als sehr/eher gross (2013 waren es erst 66 Prozent im Spital 43 Prozent in der Praxis). Die höchste Priorität beim digitalen Datenaustausch liegt bei Medikations- und Rezeptdaten, Laboraufträgen und -befunden sowie Austrittsberichten (Abbildung 1). Beim Ausbildungsbedarf in der Digitalisierung stehen für die Ärzteschaft vor allem Datenschutz, Cyberkriminalität und Datensicherheit sowie allgemeine Schulungen zu den Grundlagen und Risiken der Digitalisierung im Vordergrund.
Wichtigste Prozesse für einen nahtlosen elektronischen Datenverkehr1 aus Sicht der Gesundheitsfachpersonen
1Nahtloser Datenverkehr: Beispielsweise eine automatische Erinnerung, wenn eine Impfung erneuert werden muss. Oder der sofortige sichere Zugriff auf die Medikationsliste und Allergien bei einem Notfall. Oder auch die Einsicht der Kardiologin auf die letzten Labordaten vom Hausarzt.
Bevölkerung sieht Chancen
Die Mehrheit der Bevölkerung (57 Prozent) nimmt die Digitalisierung des Gesundheitswesens als Chance wahr. Digitale Angebote können den Zugang zu medizinischen Leistungen erleichtern, Abläufe effizienter gestalten und die Patientenversorgung verbessern. Für die Bevölkerung zählen bei der Digitalisierung vor allem konkrete Vorteile: 87 Prozent wünschen sich etwa eine Funktion, die an auslaufende Rezepte erinnert, 84 Prozent befürworten einen automatischen Check gegen Medikamentenunverträglichkeiten. Um diese Erwartungen zu erfüllen, müssten digitale Anwendungen einfach zugänglich und nahtlos in den Versorgungsprozess eingebettet sein. Dennoch bleibt eine gewisse Skepsis bestehen, insbesondere in Bezug auf Datenschutz und den persönlichen Kontakt zu Gesundheitsfachpersonen. Eine vollständige Technologisierung der Pflege und der medizinischen Betreuung bewertet sie kritisch. 62 Prozent der Bevölkerung befürworten smarte Geräte (Sensoren, Überwachungssysteme etc.), wenn diese dazu beitragen im Alter länger eigenständig zu bleiben. Lediglich ein Viertel der Befragten findet, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen eher weit bis sehr weit fortgeschritten ist.
Zurückhaltung beim EPD
55 Prozent der befragten Personen aus der Bevölkerung nimmt das EPD als sinnvolles Instrument wahr, insbesondere für den schnellen Zugriff auf Gesundheitsdaten in Notfällen, für den eigenen Zugriff auf Behandlungsinformationen oder zur Vermeidung unnötiger Abklärungen oder Behandlungen. Dennoch bleibt die tatsächliche Nutzung gering. Die Unsicherheit gegenüber dem EPD ist deutlich gewachsen. 2019 hatten 55 Prozent angegeben, dass sie ein EPD eröffnen würden (9 Prozent waren unsicher), 2025 würden nur noch 35 Prozent ein EPD eröffnen und 43 Prozent sind unsicher. Womöglich war der Bevölkerung während der Pandemie Sinn und Zweck eines EPD einleuchtend, heutzutage müsste der Nutzen wieder stärker kommuniziert werden, um die Bereitschaft zu erhöhen.
Innerhalb der Ärzteschaft hat die Unterstützung für das EPD in den letzten Jahren tendenziell abgenommen. Im Jahr 2025 stehen 56 Prozent der Ärztinnen und Ärzte und 50 Prozent der IT-Verantwortlichen in den Spitälern der aktuellen Umsetzung eher bis bestimmt positiv gegenüber. Im Jahr 2012 waren es noch 69 Prozent bzw. 93 Prozent. Mögliche Gründe hierfür könnten ungelöste technische und organisatorische Herausforderungen, mangelnde Nutzungsvorteile oder praktische Schwierigkeiten in der Implementierung sein.
Die Bereitschaft, Einblick in die eigenen Gesundheitsdaten zu gewähren, hängt eng mit dem Vertrauen in die verschiedenen Akteure beim Datenschutz zusammen. Am höchsten ist das Vertrauen in die behandelnden Ärztinnen und Ärzte (89 Prozent), gefolgt von Apothekerinnen und Apotheker (75 Prozent). Rund die Hälfte der Befragten vertraut Krankenkassen hinsichtlich der Datenschutzrichtlinien (50 Prozent). Dagegen bringen nur Minderheiten ihr Vertrauen öffentlichen Stellen (43 Prozent) und Privatunternehmen (14 Prozent) entgegen, wenn es um den Schutz ihrer Gesundheitsdaten geht.
Digitale Vernetzung
Um mit digitalen Gesundheitsdaten arbeiten zu können, ist sowohl die digitale interne als auch die externe Vernetzung2 relevant. Die digitale Vernetzung innerhalb der eigenen Institution wird von den Gesundheitsfachpersonen deutlich besser bewertet als die externe Vernetzung mit anderen Gesundheitsfachpersonen und Institutionen: Mit einem Durchschnittswert von 70 auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 0 für keine und 100 für eine komplette digitale Vernetzung steht, bleibt die Einschätzung der digitalen internen Vernetzung auf einem stabilen Niveau. Die Mehrheit sieht ihre eigene Einrichtung als gut vernetzt an. Die digitale Vernetzung mit externen Akteuren wird mit 44 Prozent als unzureichend bewertet. Trotz leichter Verbesserungen in den letzten Jahren bleibt hier ein klares Optimierungspotenzial.
Um die Digitalisierung im Gesundheitswesen innerhalb der Ärzteschaft erfolgreich voranzutreiben, ist es zentral, dass die Funktionalität der digitalen Systeme die Arbeit ausreichend unterstützt und die Verbesserungen in der Patientenversorgung ermöglicht. Digitale Angebote können den Zugang zu medizinischen Leistungen erleichtern und Abläufe effizienter gestalten. Das Vertrauen in den Datenschutz digitaler Gesundheitslösungen ist entscheidend für die Akzeptanz.
2Die digitale interne Vernetzung bezieht sich auf die Arbeitsschritte innerhalb einer Institution (z.B. zwischen Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal, Therapeutinnen und Therapeuten und Verwaltung innerhalb einer Praxis/Klinik oder Spital). Die digitale externe Vernetzung bezieht sich auf die Zusammenarbeit über die eigene Institution hinaus (z.B. mit Hausärztinnen und Hausärzte oder Spezialistinnen und Spezialisten ausserhalb des eigenen Betriebs, Apotheken, Spitex-Diensten oder Reha-Einrichtungen).
Seit 2009 werden im Rahmen des Swiss eHealth Barometer jährlich Gesundheitsfachpersonen, Akteure des Gesundheitswesens und die Wohnbevölkerung zum aktuellen Stand und der Entwicklung von eHealth in der Schweiz befragt. Die Studie führt gfs.bern im Auftrag des Swiss eHealth Forum und des Bundesamts für Gesundheit durch. Das Swiss eHealth Barometer wird von den folgenden Partnern mitgetragen: eHealth Suisse, der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH, Gesundheitsdepartement des Kantons St. Gallen, Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, Gesundheitsförderung Schweiz und Interessensgemeinschaft eHealth. Sämtliche Ergebnisse und Informationen zur Methodik sind auf der Website STUDIENERGEBNISSE 2025 – Swiss eHealth Forum und gfs.bern einsehbar.