Die ambulante Grundversorgung in der Schweiz steht vor vielfältigen Herausforderungen: Der demografische Wandel, zunehmende chronische Erkrankungen und der steigende Versorgungsbedarf belasten das Gesundheitssystem spürbar. Gleichzeitig sind Ärztinnen und Ärzte mit knappen zeitlichen Ressourcen und steigenden administrativen Anforderungen konfrontiert. Prävention gewinnt in diesem Kontext zunehmend an Bedeutung. Sie bietet die Chance, nicht übertragbare Krankheiten frühzeitig zu verhindern und damit sowohl die Patientenversorgung zu verbessern als auch das Gesundheitssystem langfristig zu entlasten. Eine gezielte Integration präventiver Massnahmen in den Praxisalltag erfordert jedoch nicht nur innovative praxistaugliche Konzepte, sondern auch stabile finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen.
PEPra – Ein innovativer Ansatz
Rund 80 % der Gesundheitskosten in der Schweiz entfallen auf nicht übertragbare Krankheiten [1]. Angesichts dieser enormen Belastung für das Gesundheitssystem und der kontinuierlich steigenden Kosten ist die Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten mehr denn je von zentraler Bedeutung. Genau hier setzt PEPra an: Durch die Vermittlung von praxisnahen Methoden und die Stärkung der interprofessionellen Zusammenarbeit in der ambulanten Grundversorgung wird den aktuellen Entwicklungen begegnet, indem präventive Massnahmen wirksam in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Die Fortbildungen von PEPra stiessen mit steigender Bekanntheit, auf grosses Interesse. Schien das interprofesionnelle Angebot zunächst etwas ungewohnt, etablierte sich der Ansatz in den Fortbildungsmodulen erfolgreich. Der interprofessionelle Charakter der Fortbildungen lebt durch die Teilnahme verschiedenster Berufsgruppen. Neben Hausärztinnen und -ärzten, medizinischen Praxisassistentinnen und -assistenten und medizinischen Praxiskoordinatorinnen und -koordinatoren, nahmen auch Fachpersonen aus den Bereichen der Psychologie, Psychiatrie, sozialen Arbeit und der Ernährungsberatung teil.
Die laufende Evaluation der PEPra Fortbildungen zeigt, dass die Teilnehmenden gestärkt aus den Fortbildungen hervorgingen und sich mithilfe der entsprechenden Tools ausgerüstet fühlten, um Patientinnen und Patienten auf relevante Präventionsthemen anzusprechen, zu Verhaltensänderungen oder zur Umsetzung von präventiven Massnahmen zu motivieren, zu beraten und zu unterstützen. Das ist eine positive Entwicklung und beweist, dass die Module inhaltlich und methodisch auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt sind.
PEPra ist ein Angebot der FMH und ihrer Partner zur Förderung der Prävention und Früherkennung von nicht übertragbaren Krankheiten, Sucht und psychischer Gesundheit in der ambulanten medizinischen Grundversorgung. PEPra bietet verschiedene praxisrelevante Fortbildungsmodule zur Umsetzung von Prävention im Praxisalltag. Das Angebot umfasst sowohl grundlegende Module zu patientenzentrierten Kommunikations- und Beratungsmethoden als auch spezifische Module zu Themen wie Stress und Depression, Tabakkonsum oder Schmerzmedizin.
Erweiterung des PEPra Angebots
PEPra konnte in den letzten vier Jahren Grundlagen und Massnahmen mit Wirkungspotenzial entwickeln, um Prävention im Alltag der Praxen zu implementieren. Das bewährte Angebot, Prävention mit Evidenz in den Praxen der ambulanten Grundversorgung zu fördern, geht mit der Erarbeitung und Einführung weiterer Module in die nächste Phase. Aus der abgeschlossenen externen Evaluation1 [2] der PEPra-Pilotphase (2019–2024) ging hervor, dass insbesondere die nachhaltige Verankerung von Prävention im Praxisalltag eine Herausforderung darstellt. Das Fortbildungsangebot wird daher mit dem Modul «Implementierung» ergänzt, das die Umsetzung von Präventionsaktivitäten in der ambulanten medizinischen Grundversorgung fördert. Es setzt an der Schnittstelle zwischen Bildung und Berufsausübung an und bietet eine Möglichkeit, die individuellen Ressourcen, Kompetenzen und Strukturen zu identifizieren, um die interprofessionelle Präventionsarbeit zu stärken. Das Modul «Implementierung» schliesst somit eine Bedarfslücke und unterstützt PEPras Bestrebungen, interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern. Mit der nachhaltigen Verankerung der Implementierung von präventiven Tätigkeiten in der Praxis wird sowohl ein Mehrwert für die Patientinnen und Patienten als auch für das Team geschaffen.
Nebst dem Modul «Implementierung» wird auch ein Modul «Ernährung» erarbeitet, das in der zweiten Hälfte 2025 angeboten wird. Gleichzeitig werden die bestehenden Module, wie beispielsweise «Bewegung», auf ihre inhaltliche Aktualität hin überprüft. Zudem werden die Module, wo sinnvoll, um den Aspekt der Selbstmanagement-Förderung ergänzt. Das Grundlagenmodul «Motivational Interviewing» wird ebenfalls überabeitet, und erhält eine noch bessere Verknüpfung der Online- und Präsenzunterricht Elemente. So stellt PEPra sicher, dass alle Module praxisnah, wissenschaftlich fundiert und stets am Puls der Zeit bleiben.
Qualitätssicherung: praxisnah und evidenzbasiert
Ein neues, zentrales Element von PEPra ist die Einführung einer umfassenden Qualitätssicherung, um die langfristige Wirksamkeit der Angebote sicherzustellen und zu professionalisieren. Mit dem systematischen Aufbau dieser Qualitätssicherung wird ein entscheidender Schritt zur nachhaltigen Verankerung des Angebots unternommen. Ein neu etabliertes Praxisboard stellt sicher, dass die entwickelten Massnahmen praxistauglich bleiben und kontinuierlich an die realen Anforderungen des Arbeitsalltags angepasst werden. Ein Sitz im Board ist für eine Vertretung der Patientinnen und Patienten vorgesehen, um die Angebote noch ziel- und patientenorientierter zu gestalten. Parallel dazu sorgt ein Reviewboard für die wissenschaftliche Fundierung der Fortbildungsmodule, überprüft die inhaltliche Ausrichtung und entwickelt fachliche Standards weiter.
Die Kombination beider Gremien gewährleistet, dass die Angebote sowohl praktisch relevant als auch wissenschaftlich fundiert sind. Die neu geschaffene Qualitätssicherung unterstützt eine wirkungsvolle Implementierung des interprofessionellen Ansatzes in der Präventionsarbeit und stellt hohe inhaltliche sowie praxistaugliche Qualitätstandards sicher.
Gemeinsam auf zu neuen Visionen!
Mit PEPra wird Prävention praxisnah, interprofessionell und nachhaltig umgesetzt – eine Investition, die sich für alle lohnt: für Praxisteams, für Patientinnen und Patienten sowie für das gesamte Gesundheitssystem.
Dank der erneuten finanziellen Unterstützung der FMH, der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) bei Gesundheitsförderung Schweiz [3] und weiterer Partner für die Jahre 2025–2028, kann PEPra nicht nur verstetigt, sondern auch gezielt den Bedürfnissen der Praxisteams entsprechend weiterentwickelt werden. Dies erlaubt den Ausbau praxisnaher Module, die Qualitätssicherung und eine stärkere Verankerung präventiver Massnahmen im Praxisalltag. Die Finanzierung ermöglicht die kontinuierliche Weiterentwicklung der Angebote, wodurch deren Wirksamkeit und praxistauglichkeit sichergestellt sind.
PEPra bietet ein innovatives Gesamtpaket, das die Implementierung von Prävention in der Arztpraxis ermöglicht. Mit thematischen Fortbildungen, einer ergänzenden Webseite mit bewährten Tools sowie weiterführenden Informationen zu regionalen Präventionsangeboten leistet PEPra einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Etablierung der Prävention in der ambulanten Grundversorgung. PEPra setzt sich nicht nur für strukturelle Anpassungen ein, sondern gestaltet aktiv die Zukunft der Prävention mit.
1 Evaluation durchgeführt durch Interface Politikstudien, Forschung, Beratung AG