Anfang Jahr titelte ein Artikel «Ärzte sollen heilen statt vorbeugen» und lancierte damit erneut eine alte Diskussion über die Aufgaben, und somit auch das Berufsbild, der Ärzteschaft. Dazu muss man wissen, dass der Artikel von der Situation staatlich organisierter Gesundheitswesen in Europa ausging, die sich in prekären Situationen befinden, wie beispielsweise das NHS in Grossbritannien. Natürlich ist der Sinn von Prävention in Frage zu stellen, wenn das Gesundheitssystem dann keine adäquate Versorgung fristgerecht anbieten kann. In der Schweiz befinden wir uns glücklicherweise noch in einer anderen Situation, weshalb sich Gesundheitsförderung und Prävention bei uns besonders lohnen. Mit PEPra 2025+ besteht ein Angebot der FMH und ihrer Partner, im Wesentlichen mitfinanziert von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. PEPra macht die Arbeit für das ganze Praxisteam attraktiver, insbesondere in den Grundversorgerpraxen. PEPra steht auch Spezialärzten und weiteren Berufen in Praxisteams offen. PEPra geht nicht davon aus, dass sämtliche Massnahmen in der Praxis selbst durchgeführt werden müssen. Patientinnen und Patienten sollen aber in qualitativ guter Art in ihrer intrinsischen Motivation für eine Verhaltensänderung gestärkt werden. Neben einem Schwergewicht auf nichtübertragbaren Krankheiten findet sich beispielsweise auch ein Link zur Resistenzlage bakterieller Infektionen, inklusive Guidelines zur Antibiotikatherapie. Auch hier geht es um Prävention, namentlich um eine Reduktion multiresistenter Erreger. Die FMH leistet auch hierzu einen Beitrag - auch wenn es in relevantem Ausmass um ein globales Problem geht. In diesem Bereich leistet Swissnoso ausgezeichnete Arbeit, wird nun aber infolge Sparvorgaben nicht mehr finanziert. Somit verbietet sich vorerst jegliche bürokratische Überregulation, beispielsweise im Rahmen der Revision des Epidemiengesetzes, wenn nicht mal mehr die Basics finanziert werden. Denn dies würde die Attraktivität der Grundversorgung schwächen, im Gegensatz zu PEPra 2025+, welches diese stärkt.
Dass wir auf einen relevanten Grundversorgermangel zusteuern, sollte mittlerweile in den meisten Kantonen erkannt worden sein. Gewisse spezialärztliche Disziplinen werden folgen. In der Schweiz führt die Limitation eines Medikamentes auf der Spezialitätenliste und dem damit verbundenen administrativen Aufwand zum fast vollständigen Erliegen der endokrinologischen Versorgung. Dies ist ein Beispiel für einen äusserst untauglichen Lösungsansatz zur Eindämmung von Gesundheitskosten, der schlussendlich zu einer Unter- und Fehlversorgung von Patientinnen und Patienten führt.
Interprofessioneller Ansatz
Zurück zu Erfreulichem und Positivem: PEPra ist ein Angebot der FMH und ihrer Partner zur Unterstützung der Prävention in der Praxis. Das Angebot setzt dort an, wo es im Praxisalltag schwierig wird: Wie kann ich Patient:innen auf risikohaftes Verhalten wie Rauchen oder zu wenig Bewegung ansprechen? Wie kann ich sie motivieren, eine Verhaltensänderung anzugehen? Infolge der tarifarischen Zeitlimitationen in der hausärtzlichen Sprechstunde, sind Lösungsansätze gefragt, wie, wann und von wem diese Themen aufgegriffen werden sollen. Deswegen erarbeitet PEPra neu ein Angebot zur Unterstützung der Implementierung interprofessioneller Prävention in der Praxis. Lesen sie mehr dazu im anschliessenden Artikel «PEPra – ein Erfolgsrezept für Prävention im Praxisalltag».
Ärztinnen und Ärzte sehen sich bereits heute stark gefordert durch den klinischen Auftrag und die steigenden administrativen Aufgaben zweifelhafter Rechtfertigung und Qualität, ohne Zusatznutzen. Deswegen wird Prävention im Rahmen von PEPra auch in einem interprofessionellen Ansatz vermittelt. Innerhalb der Praxis können präventive Elemente an die Medizinischen Praxisfachpersonen delegiert werden. Aber auch die konkrete Behandlung – beispielsweise eine Beratung zum Rauchstopp oder soziale Begleitung können an entsprechende Fachpersonen innerhalb oder ausserhalb der Praxis delegiert werden. Die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten stehen im Mittelpunkt dieses bio-psycho-sozialen Ansatzes.
Prävention als ganzheitlicher Ansatz
Die hausärztliche Praxis ist prädestiniert, um präventiv tätig zu werden. Sie ist die erste Anlaufstelle und geniesst bei gesundheitlichen Fragen ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung. Es braucht einen umfassenderen, nicht dogmatischen Ansatz, um Prävention zu stärken. So muss die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden, damit alle selbstbestimmt und informiert Entscheide treffen können. Es braucht Gesundheitsförderung in verschiedenen Settings und Altersphasen. Es braucht Verhältnis- und Verhaltensprävention. Und es braucht eine nicht wertende Akzeptanz, wenn sich jemand für risikoreiches Verhalten entscheidet, solange damit keine weiteren Personen gefährdet werden.
Die Investition in präventive Massnahmen zahlt sich nicht nur gesundheitlich, sondern auch ökonomisch aus. Ein gesünderes Leben bedeutet weniger Krankheitsfälle und somit weniger Leid der Betroffenen. Aber auch geringere Behandlungskosten, weniger Arbeitsausfälle, eine höhere Lebensqualität und Autonomie für die Bevölkerung. Die Zeit ist reif, Prävention als eine der tragenden Säulen unseres Gesundheitssystems zu etablieren und konsequent zu fördern.
Die Ärzteschaft spielt dabei eine Schlüsselrolle. Indem wir Prävention aktiv in unseren Praxisalltag integrieren, können wir einen entscheidenden Beitrag zur langfristigen Verbesserung der öffentlichen Gesundheit leisten. Lassen Sie uns diese Chance nutzen! PEPra bietet Ihnen Unterstützung dabei.