FMH – Berufsverband
 

Gesundheitskompetenz ist wichtig für die Selbsthilfe

Tag der Kranken Der Tag der Kranken legt dieses Jahr den Fokus auf die Selbsthilfe. Für die Ärzteschaft bedeutet dies, die Gesundheitskompetenz zu fördern, Patientinnen und Patienten im Selbstmanagement zu unterstützen und dabei die eigene Gesundheit nicht aus den Augen zu verlieren. Ärztinnen und Ärzte spielen eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Eigenverantwortung.
Stefan Kaufmann, Generalsekretär FMH

Stefan Kaufmann
Generalsekretär FMH

Am 2. März steht der diesjährige Tag der Kranken unter dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe». Die FMH engagiert sich seit vielen Jahren in der Trägerschaft. Sie leistet damit einen Beitrag, um die Beziehung zwischen Patienten und Ärztinnen zu stärken, Verständnis zu schaffen und die Arbeit derjenigen zu würdigen, die sich beruflich und privat für Kranke einsetzen – darunter selbstredend auch Ärztinnen und Ärzte.

Gesundheitskompetenz fördern
Das diesjährige Motto «Hilfe zur Selbsthilfe» unterstreicht, wie zentral es ist, dass Menschen selbstbestimmt und informiert mit ihrer Gesundheit umgehen. Patientinnen und Patienten sollen fundierte Entscheidungen treffen und aktiv an ihrer Gesundheit arbeiten können. Ärztinnen und Ärzten kommt eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, Menschen nicht nur zu behandeln, sondern sie auch darin zu unterstützen, Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Dazu gehört, dass Ärztinnen und Ärzte ihre Patientinnen und Patienten umfassend informieren, sie in Entscheidungsprozesse einbinden und ihnen Mut machen, aktiv an ihrer Genesung mitzuwirken.
Die Praxis zeigt jedoch, dass «Hilfe zur Selbsthilfe» nicht immer einfach umzusetzen ist. Viele Patientinnen und Patienten stehen vor komplexen Lebensrealitäten – sei es aufgrund von Mehr fach erkrankungen, sozialen Belastungen oder psychischen Herausforderungen. Hier sind Ärztinnen und Ärzte gefordert, individuelle Ansätze zu finden, die an die Bedürfnisse jedes Einzelnen an gepasst sind. Die Förderung der Gesundheitskompetenz ist ein Schlüssel dazu. Gesundheitskompetenz umfasst die Fähigkeit, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. 49 % der Schweizer Bevölkerung berichteten 2020 von Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen. Insbesondere im Bereich der Krankheitsprävention gibt es grosse Herausforderungen. Das Engagement der Ärzteschaft ist von grosser Bedeutung, wenn es darum geht, die Selbstmanagement-Fähigkeiten der Patientinnen und Patienten zu stärken. Konkret geht es um eine klare Sprache mit möglichst wenigen medizinischen Fachbegriffen und es können beispielsweise Broschüren, Flyer, Videos und Apps eingesetzt werden, um das Gesagte zu unterstützen.
Die FMH fördert diese Entwicklung durch das Programm PEPra (Prävention und Früherkennung in der ambulanten Grundversorgung). Dieses evidenzbasierte, patientenzentrierte Angebot richtet sich an Ärztinnen, Ärzte und Praxisfachpersonen und stellt sowohl Schulungen als auch Materialien zur Verfügung, die medizinisches Wissen mit Kommunikations- und Beratungsmethoden verbinden und darauf abzielen, das Selbstmanagement der Patientinnen und Patienten zu stärken.

Selbsthilfe als Schlüssel zur besseren Versorgung
Die Evaluation von Selbstmanagement Förderungsangeboten hat gezeigt, dass solche Angebote nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern auch die Krankheitslast reduzieren und Gesundheitskosten senken können. Der Erfolg solcher Programme verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Patientinnen und Patienten befähigt werden, aktiv mit ihren Erkrankungen umzugehen.
​​​​​​​Ein weiteres Puzzleteil sind selbsthilfefreundliche Spitäler: In der Schweiz sind bereits 58 Organisationseinheiten in 45 Spitälern zertifiziert oder auf dem Weg zur Auszeichnung. Es entsteht ein Netzwerk, das Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen unterstützt und stärkt.
Als Beispiel sind die Zentren für Psychiatrie und Psychotherapie ambulant (ZPPA) und stationär (ZPPS) der Psychiatrischen Dienste Aargau zu nennen. Beide Einrichtungen wurden 2024 von der Stiftung Selbsthilfe Schweiz als «selbsthilfefreundlich» ausgezeichnet. Diese Zentren setzen die Qualitätskriterien der Stiftung um, indem sie Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige regelmässig über die Angebote von Selbsthilfegruppen informieren. Therapeutinnen und Therapeuten werden für die Vorteile der Selbsthilfe sensibilisiert, und es werden Veranstaltungen organisiert, die den Austausch zwischen Betroffenen fördern. Solche Modelle sind beispielhaft und zeigen, wie Selbsthilfe als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung etabliert werden kann.​​​​​​​

Gesunde Ärztin – gesunder Patient
Die eigene Gesundheit und Zufriedenheit der behandelnden Ärztin ist eine wesentliche Grundlage für die effektive und qualitativ hochwertige Versorgung ihrer Patienten. Der medizinische Alltag kann körperlich und emotional belastend und mit hohem Stress verbunden sein. Dazu kommen regelmässige Überzeit und mangelnde Erholung. Mit der Charta Ärztegesundheit haben die FMH und ihre Mitgliederorganisationen ein Instrument geschaffen, das unter anderem Sensibilisierung für die speziellen Belastungen von Ärztinnen und Ärzten gegenüber Entscheidungsträgern und in der Ärzteschaft selbst fördert. Es ist wichtig, dass Selbstfürsorge und Selbstregulation bei Ärztinnen und Ärzten von Beginn des Studiums bis zur Pensionierung praktiziert und gefördert wird. Und dass Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die die Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte fördern.
Weil es Ärztinnen und Ärzten nicht leichtfällt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, braucht es ein niederschwelliges Angebot, das auf der Peer-Ebene funktioniert. Das Programm ReMed fängt Ärztinnen und Ärzte in kritischen Momenten rechtzeitig auf und begleitet sie auf dem Weg aus der Krise. Über eine 24-Stunden-Hotline können sich Betroffene an ein erfahrenes Beraterteam wenden, das individuell begleitet und Wege aus der Krise aufzeigt. Gesunde Ärztinnen und Ärzte sind einer der Schlüssel zu einem resilienten Gesundheitssystem. Der Tag der Kranken erinnert uns daran, dass Medizin weit mehr ist als die Behandlung von Symptomen. Es geht darum, Menschen in ihrer Ganzheit zu sehen und sie auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit zu begleiten und sie zu unterstützen, sich selbst zu helfen. Es ist daher wichtig, die «Hilfe zur Selbsthilfe» nicht nur als Schlagwort zu betrachten, sondern als gelebte Praxis im beruflichen Alltag zu verankern.

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